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Travelupdate Mittelmeer

Alexandria - die Suche nach einem Schiff beginnt
Alexandria, die Stadt
Port Said
Strandbummel mit Folgen
Suche nach einem Schiff - Endspurt
Abschied von Ägypten
Kurztrip durch Israel
Jerusalem
Resumee
Über Touren
Kulturschock Europa
Zypern

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"Bettina Schmitz" <->
Mon, 19 Mar 2001 15:27:21 +0200
Travelupdate Mittelmeer

Hallo zusammen!

Die Zeit verfliegt und es sind schon wieder 2 Wochen her, seit dem letzten Travelupdate....und es passiert so viel in dieser Ecke der Welt.

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Alexandria - die Suche nach einem Schiff beginnt

    Nachdem wir Samstag Nachts (glaube es war der 27.2.) todmüde ins Bett fielen ging am Sonntag die Arbeit los. Wir zogen aus, ein Schiff Richtung Zypern oder Türkei oder Libanon zu finden....uff. Die Touristinformation nannte uns ein Reisebüro, dass Schifftickets verkaufte. Dieses ( Nasco Tours) teilte uns mit, es gäbe keine Schiffe mehr von Alexandria und auch nicht von Port Said aus. Eventuell im April, aber eher unwahrscheinlich. Da wir von einem Ägypter aus Port Said wussten, dass definitiv 1 x pro Woche ein Schiff nach Athen fährt, machten wir uns auf die Suche nach einem Reisebüro, dass Ahnung hat. Fehlanzeige. Uns wurde mehrmals versichert, es gibt keine Passagierschiffe mehr und wir könnten doch fliegen. Fehlanzeige, fliegen tun wir auf keinen Fall. Wir gingen ins Hafenviertel, fragten bei einem Frachtschiff - unternehmen nach und hatten Glück. Der Besitzer von Star Shipping Cooperation hat einen Freund in Port Said, rief diesen an und der wollte sich erkundigen. Wir sollten Montag wieder kommen, dann wüsste er mehr. Den Rest des Tages hatten wir also frei. Bummelten durch die Stadt.

    Montag: Mittags waren wir wieder im Büro von Star shipping. Diesmal wurden wir ins Chefzimmer gebeten. Eingerichtet mit schweren Ledermöbeln, Fahnen in einer Ecke und Blumengesteck, bunte Glasfenster.....der Eigner in Anzug und Kravatte. Alle Angestellten sausten herum und brachten Papiere, Briefe, Kaffee etc....ein wichtiger Mann....und eine gute Show. Ahmet rief seinen Freund in Port Said an. Kommenden Sonntag ginge ein Schiff. Es sei das erste nach der Winterpause (uff, so ein Dusl). Da die Preise von der Schiffslinie noch nicht feststanden, sollten wir am Mittwoch Nachmittag wieder kommen.

    Und nun? Eigentlich wollten wir noch gerne die Oase Siwa besuchen. Wenn aber das Schiff wirklich kommenden Sonntag ausläuft, wir am Mittwoch erst definitiv Bescheid bekommen würde das bedeuten: Mittwoch nachmittag 600 km mit dem Bus in die Wüste, Samstag in einem Ruck 600 km zurück nach Alexandria, umsteigen 350 km nach Port Said, Sonntag auslaufen....oh nein. Das war uns dann doch zu stressig. Wir beschlossen, Siwa nicht zu besuchen. Ist zwar schade, aber manchmal muss man halt Abstriche machen ;-)

    Dienstag: brauchten wir einen Ruhetag. Håkan verbrachte den Nachmittag bei der Happy hour im Internetcafe und ich genoss unsere Wohnung, las, schrieb usw. Es war sooooo schön, mal nicht Stadtlärm und Menschen um mich rum zu haben.

    Mittwoch: Nachmittag wieder zu star shipping. Der Chef war nicht da. Ein Angestellter wusste aber Bescheid und Håkan telefonierte mit dem Chef in Alexandria, einem Mohammed (üblicherweise heisst jeder erstgeborene Sohn eines Moslems so, also gibt es eine Menge davon...). Sonntag geht definitiv ein Passagierschiff nach Zypern. Wir sollen am Samstag ihn anrufen, dann geht er mit uns Tickets abholen und wir können bezahlen. Preise erfahren wir erst am Samstag. Oh wie freuten wir uns. Es war soooo genial, ein Schiff zu haben. Einen Tag noch Alexandria ansehen und am Freitag Nachmittag wollten wir dann nach Port Said fahren. Siwa fällt also definitiv aus. Die Idee, noch eine Woche länger zu bleiben und uns Siwa anzusehen, verwarfen wir nach kurzem Überlegen wieder. Wir müssen definitiv aus diesem Land endlich raus und wollten nicht noch länger unsere Nerven strapazieren.

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Alexandria, die Stadt

    Vieles hat sich in den letzten 8 Jahren seit meinem Besuch nicht verändert. Die Häuser sind mehr geworden, die Pastry-Geschäfte teuerer. Den Brasil-Coffee-Shop gibt es noch. Mittlerweile haben sie auch Cappucino, so richtig echt schmeckenden mit aufgeschäumter Milch....ein Traum. Wir gingen fast jeden Tag vorbei, um einen Cappu oder Espresso zu geniessen. Die Stadt hat ihr eigenes mediterran/arabisches Flair. Englische und französische Kolonialprachtbauten säumen noch immer viele Strassenzüge. Die Menschen sind viel entspannter (selbst die Männer). Auf den Strassen war es allerdings voller als in Cairo, vor allem Abends. Jeder schien Shoppen zu gehen ohne Unterbrechung.

    Einen Nachmittag fuhren wir in Jewelery-Museum. In einem alten Jugendstillustschlösschen wird ein Teil des Schmucks der Königsfamilie ausgestellt. Das Haus ist mit vielen, teils naiv obszönen Fresken geschmückt, hat bemalte Glasfenster, reich dekorierte Decken und stuckierte Wände. Orden, Kronen, Colliers, Ohrringe, Teeglashalter, Tafelservice.....ohne hunderte von Diamanten (eine Krone hatte 4800 davon, das Schachspiel um die 5000), Perlen, Edelsteinen, massivem Gold und Silber ging bei denen wohl nichts. Was für eine Verschwendung. Ein Armkettchen hatte Sammelanhänger, war ein Geschenk einer Prinzessin an eine andere Prinzessin des Clans. Die Anhänger zeigten eine Mausefalle (die Maus war ein Rubin), einen deutschen Diplomatenpass, deutsche Rabattmarke, schweizer Offiziersmesser....alles natürlich in Gold und irgendwelchen Glitzersteinchen. War interessant anzusehen.

    Die Fahrt dorthin war eine Geschichte für sich. Wir nahmen die Trambahn. Sie ist superlangsam und bleibt wie die Autos in jedem Verkehrschaos stehen. Nach ein paar Haltestellen stieg eine Gruppe junger Mädchen zu. Håkans lange Haare waren natürlich das Thema. Die Teenager kicherten und gackerten unentwegt....bis wir "shokran" (danke auf arabisch) zu einem Nachbarn sagten, der uns die richtige Aussteigestelle zeigte. Was für ein Schock für die Girls. Sie waren völlig verwirrt ob wir wohl arabisch könnten, schwei schwei (ein wenig), und was wir wohl verstanden haben. Ein Mädchen wurde quietschrot im Gesicht und ich dachte schon, sie fällt ohnmächtig um, so peinlich war es ihr. Wir hatten natürlich nicht viel vom Geplapper verstanden......

    Die Bibliothek: Irgendwer in dieser Stadt hatte die Idee, die berühmte antike Bibliothek (von der ist kein Stein und keine Schriftrolle mehr übrig, ihre Existenz nur durch wenige Briefe belegt) von Alexandria wieder aufzubauen. Ein bekannter Architekt (glaube britisch) und Geldgeber wurden gefunden und nun steht sie fast fertig an der Strandpromenade. Ein riesiger halbrunder, auf einer Seite abgeschrägter Flachbau. Viel Glas, viel Beton. Die Rückwand (halbrund geschwungen) komplett mit alten und modernen Schriftzeichen, Lettern, Nummern, Hyroglyphen überzogen. Zeichnungen von der Prähistorik bis zur modernen Mathematik finden sich....wenn man lange genug die Wand betrachtet. Über Sinn und Unsinn dieses Aufwands streiten sich die Geister. Noch kein einziges Buch wartet darauf, eingelassen zu werden. Im elektronischen Informationszeitalter stellte sich das geplante Konzept als leicht überaltet heraus....man wird sehen, ob diese Bibliothek in ihrer geplanten Form in Betrieb geht. In die Geschichte ging sie schon jetzt ein.

    Freitag: Nachmittags um 16.00 Uhr ging erst der Bus nach Port-Said.

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Port Said

    Wir kamen mal wieder in Dunkelheit um 20.30 Uhr an....in einem unangenehmen Halbweltviertel, den Eindruck hatten wir zumindest. Ohne richtigen Stadtplan (ein weiterer Dank an unseren Reise(nicht)führer) gingen wir Richtung Innenstadt, wo wir dachten sie könnte sich befinden. Fragten im ersten Hotel (ohne Heiratsnachweis kein Doppelzimmer, sorry), fragten im zweiten Hotel (zwei Männer grinsten uns beim Eintreten seltsam an ?? Das Hotel hatte kein laufendes Wasser...nichts für uns), im dritten bekamen wir ein Zimmer. Klein, muffig, mit Minifenster zum Lichtschacht, mit Bad. Rucksack abladen, hinsetzen. Was für ein Kontrast zu unserer hellen grossen luftigen Wohnung in Alexandria. Ich fragte mich mal wieder, für was ich mir den ganzen Stress eigentich antue.

    Samstag: Unser Bett hatte Wanzen oder Flöhe. Sie bissen mich trotz untergelegtem Schlafsack. Håkan bissen sie nicht. Bug-Rassismus, Frechheit....! Gegen Mittag sollten wir Mohammed anrufen was wir auch taten. Er wollte uns in einer Stunde am Hotel abholen....und kam nicht...wir warteten, riefen ihn wieder an: ein Mitarbeiter holt uns in 10 Minuten ab......er kam nicht...der Mitarbeiter ruft an, er sei in ca. ½ h da, hinterliess uns seine Handynummer (jeder Ägypter schein mindestens ein Handy zu haben).....er kam nicht.......wir riefen wieder an, erfuhren zumindest die Travelagentur: Nasco Tours!! , der Mitarbeiter kommt bestimmt...sonst ist sein Chef sauer.....er kommt nicht.....19.00Uhr beschliessen wir, nicht mehr zu warten und machen uns auf die Suche nach einem billigen Restaurant. Dies ist hier in Port Said schwierig. Entweder sind sie teuer oder haben nur Pizza und Hamburger. In der Touristenmeile (ägyptische) finden wir ein einheimisches Lokal, dass ägyptisches Essen serviert zu normalen Preisen...juhu. Ich rief vorher noch bei Nasco Tours an und erkundigte mich nach dem Preis fürs Schiffsticket....Sonntag um 14.00Uhr soll ich wieder anrufen, dann wissen sie´s....warten, warten, vertröstet werde, die Zeit wird knapp.

    Sonntag: Da wir vor 14.00 Uhr nichts organisieren konnten, beschlossen wir, uns endlich die Stadt anzusehen. Na ja, viel gibt es über Port Said nicht zu erzählen. Die Stadt schaut aus wie eine halbmoderne Hafenstadt mit Pseudo Jetset Flair. Da alles Duty Free Zone ist, kommen massenweise ägyptische Urlauber zum Shoppen hierher. Strassen sind gerade geplant und es finden sich jede Menge funktionierender Springbrunnen an den Kreuzungen.

    Entlang des Suez Kanal gibt es eine erhöhte Promenade, dahinter liegen die meist französischen Kolonialbauten, viele noch mit Holzbalkonen, halb verfallen (wie so vieles in Ägypten). Wir kommen aus unserem Hotel raus, gehen in Richtung Corniche und sehen es: EIN PASSAGIERSCHIFF UNTER ZYPRIOTISCHER FLAGGE NACH LIMASSOL !!!! Könnt Ihr Euch vorstellen, wie toll wir uns fühlten? Es gibt wirklich wirklich ein Schiff, sogar zwei Fähren lagen vor Anker....aber noch waren wir nicht drauf.... ich zwang meine Freude zur Zurückhaltung.

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Strandbummel mit Folgen

    An der Nordspitze beginnt der Strand. Einige Kilometer schmutziger Sand/Muschelstrand, betonierter Fussweg mit Holzpavillions dahinter, Hotels und Feriensiedlungen hinter dem Fussweg. Wir gingen einen Kilometer Richtung Osten, beobachteten die grossen Frachtschiffe, wie sie in den Kanal anstehen und dann in den Kanal einlaufen. Drehten um, und gingen wieder zurück.....an einem Ägypter vorbei, der an der Promenadenmauer stand und sich demonstrativ seinen eregierten Penis in unsere Richtung rieb. Wir gingen vorbei, eigentlich ist es ja zum Lachen und dann dachten wir: Nein. Touristen ständig belästigen hat genau hier seine Grenze und die setzen wir auch hier und jetzt. Also zurück. Der Mann lächelte erst doof als er uns kommen sah. Als Håkan ihm dann in seine Mitte kickte, kicherte er erst verwirrt, rannte dann weg über den Sand...Håkan ihm hinterher...flog in den Sand....rappelte sich wieder auf.....deutete einem vorbei joggenden Ägypter was los ist....sie jagten den Flasher zu zweit ....und fingen ihn. Der Jogger war stinksauer, ein anderer junger Mann kam dazu und wir beschlossen, den Typen zur Polizei zu bringen. Dem war es gar nicht mehr zum Lachen zu Mute. In einem Auto kam dann auch schon eine Zivilstreife den Strand entlang. Die waren wohl auf Patroullie. Sie hörten sich an, was vorgefallen war, reagierten ziehmlich grob und sauer. Samt dem Flascher stiegen wir ins Polizeiauto und fuhren aufs Hauptrevier. Der Typ wurde gleich eingesperrt. Ein Chefpolizist hörte sich unsere Geschichte an, entschuldigte sich bei uns und versicherte, falls der Typ sich je wieder am Strand blicken liesse, schneiden sie ihm den Penis ab (was ich in diesem Land auch glaube....). Nach ½ h und einem Tee wurden wir entlassen. Draussen auf der Strasse mussten wir grinsen. Wir waren schon ein bisschen stolz (eher fühlten wir Genugtuung), dass gegen Belästigung etwas unternommen wird. Selbst wenn sie den Typen abends wieder frei lassen...ihm war die Angst und der Schock ins Gesicht geschrieben. Der hatte nicht im entferntesten erwartet, dass seine Sonntagmittags Beschäftigung irgendwelche Konsequenzen haben könnte. Der Islam hat strenge Gesetze zur sexuellen Belästigung in der Öffentlichkeit. Und wenn Touristen belästigt werden, wird die ägyptische Polizei unangenehm. Ein Teil unserer Agression auf all die ausgehaltenen Frechheiten und Unverschämtheiten seitens der Ägypter während der letzten 2 Monate luden wir mit dieser Aktion da ab, wo sie hingehört...nach Ägypten.

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Suche nach einem Schiff - Endspurt

    14.00 Nasco Tours...eine Odysee beginnt, die uns die letzten Nerven raubt und unser psychisches Durchhaltevermögen auf die Probe stellt. Ein Mitarbeiter erklärt uns, sie können uns immer noch keine Preise mitteilen, ausserdem ist nun Siesta und deshalb kann auch keiner anrufen, morgen vielleicht...wir sollen es doch im nächsten Gebäude bei Assuan shipping versuchen. Wir gehen zu besagtem Bürohaus. Assuan shipping ist im 5. Stock. Stockwerk 3 - ca.7 sind aber seit geraumer Zeit ausgebrannt und nicht renoviert. Dies scheint dem Nachbarn Nasco Tours entgangen zu sein. Nach längerem Diskutieren mit einem Pförtner wird jemand aufgetrieben, der den Chef von Assuan Travel kennt, uns zu seinem angeblich aktuellen Büro bring (kreuz und quer durch kleine Gassen, hätten wir alleine nicht gefunden). Der Chef wird angerufen und teilt uns mit: wir hätten bis 10 Uhr morgens uns melden sollen, dann hätte er uns ein Schiffticket ausstellen können, nun ist es zu spät, tut ihm schrecklich leid. Am Dienstag geht das nächste Boot. Wir gehen zurück zu Nasco Tours. Ich bin am explodieren und dampfe vor mich hin. Ein anderer Mitarbeiter teilt uns mit, dass Schiffstickets sowieso nur die Zweigstelle in Alexandria ausstellen kann, eben jene, die von der Existenz operierender Schiffe durch Mittelmeer vor 5 Tagen nichts wusste...vielleicht läge es daran, dass das eine Büro für Schiffspassagen und das andere für Bustickets zuständig sind....?!!!! Punkt eins: wir waren im Büro für Schiffstickets. Punkt zwei: vielleicht stimmt ja was mit dem Informationsfluss innerhalb der Firma etwas nicht. Ich werde ziehmlich pampig und Håkan versucht mich zu beruhigen...zumindest halte ich meinen Mund. Der Mitarbeiter zeigt Mitgefühl und Verständis für unsere Situation und bietet an, sich am Dienstag Vormittag um ein Ticket für Dienstag abend zu kümmern. Mehr kann er nicht tun.... arrrrrrgggghhhh Wir sind beide auf 180 und nahe am Aufgeben. Wir beschliessen noch einen Versuch zu starten. Wenn der nicht klappt nehmen wir den nächsten Bus nach Nuweiba und fahren zurück nach Jordanien. Gehen auf einen Tip von der Hafenpolizei hin zum Immigration Office. Der Chef von Immigration hört sich unser Dilemma an, grinst verhalten (anscheinend hält er nicht viel von den Travelbüros hier) und telefoniert mit seinem Walky Talky. Den Chef vom Schiff kann er nun nicht stören, es ist Siestazeit. Wir sollen mit Gepäck um 17.00 Uhr wiederkommen.

    Die 1½ h bis dahin verbringen wir mit Eisessen zur Nervenberuhigung, Notfallplan erstellen, eine ruhige Kirche suchen (die aber nicht ruhig ist, nach 2 min müssen wir wieder raus), noch was essen, Proviant für´s Schiff einkaufen, den Rest der Telefonkarte aufbrauchen (ich rief kurz zu Hause an und bat um Daumendrücken)

    17.00 Uhr sind wir mit Rucksack beim Immigration Office. Ein neuer Beamter hat Dienst, der uns nicht eines Blickes würdigt.....? Hatte er die Info von seinem Dienstvorgänger bekommen? Håkan erklärt nochmal in Kurzform unser Dilemma Unsere Pässe werden ausgestempelt, Kopie abgeheftet. Ein anderer hoher Officer bittet uns lächelnd ihm zu folgen. Wir gehen hinter ihm her...entlang der Corniche...durch eine Seitentür zur Anlegestelle (die Grenzkontrolle fürs Gepäck ignorierend).....den Schwimmsteg aufs Schiff.....zur Rezeption: Leider können sie keine Tickets ausstellen...wir müssen auf den Chef warten......warten.....warten ½ h in der Lounge (meine Nerven sind bis zum Zerreissen gespannt, viel Aufregung halte ich heute nicht mehr aus). Um 18.30 kommt der Chef, teilt uns lächelnd mit, dass dies ein Kreuzfahrtschiff ist und sie eingentlich keine Passagiere so mitnehmen...er hat aber heute morgen 2 Tickets ausgestellt und muss mal nachsehen, wie hoch der Preis war....wir enden mit einem Ticket nach Limassol, billigste Kabine, für doppelt so viel Geld wie unsere vorab kalkulierte Grenze war...... Håkan spurtet nochmal aus dem Hafen raus, um unser ägyptisches Geld umzutauschen und kommt kurz vor knapp wieder ins Schiff zurück. Wir bedanken uns erleichtert bei unserem Helfer vom Immigration. Der lacht herzlich und lädt uns für unseren nächsten Besuch zu sich ein.....

    Da sassen wir nun in einer Kabine. Frische bequeme Betten, Handtücher, blitzsauberes Bad......feinster westlicher Mindeststandard...für uns der reinste Luxus. Wir waren völlig durcheinander. Seit einer Woche Anspannung, Organisieren, Rumgerenne, vertröstet werden, sich gegen undurchsichtige Systeme durchsetzen, nicht aufgeben.....und dieser Sonntag war die Krönung, der reinste Horror. Heute prüfte sich, wieviel Spannung wir aushalten können....aber wir haben gewonnen. Sind wider alle Empfehlungen mit dem Kopf durch die Wand und auf ein Schiff gekommen.

    Nach dieser Beschreibung könnt Ihr Euch vielleicht ein bisschen vorstellen, wie ausgelaugt wir an diesem Abend waren. Durch die Welt fliegen ist wesentlich einfacher und Nervensparender und billiger als auf der Oberfläche zu reisen!

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Abschied von Ägypten

    Das Schiff fuhr ab und wir standen mit sehr gemischten Gefühlen auf dem Deck, blickten den kleiner werdenden Lichtern von Port Said nach. Ich war froh und glücklich endlich aus diesem Land raus zu sein. Nur weg weg weg. Gleichzeitig tut es uns ein wenig leid, dass Ägypten so einen negativen Eindruck in uns hinterlässt. Das Land hat es nicht verdient, die Menschen haben es verdient. 68 Tage backpacken in diesem Land war einfach zu viel. Es hinterliess zu viele negative Spuren in uns. Die positiven Dinge, die wir erlebten, wurden von zu vielen negativen überschattet.

    Dieses Land kann ich für Individualreisende nicht mehr empfehlen. Für eine organisierte Tour mag es seiner Geschichte wegen interessant sein. Die Art, wie Touristen unentwegt ausgenommen und belästigt werden, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, haben wir in noch in keinem anderen Land so krass erlebt. Wir lernten eine Menge, Spass hat es wenig gemacht. Aber das hab ich ja schon an verschiedenen Stellen ausführlich breitgetreten.

    Um 22.00 Uhr dann die nächste Überraschung: Ich schlenderte durchs Schiff, sah ein paar Minuten der federbestückten Tanz/Musik show zu und erkundigte mich an der Rezeption nach Details über diese Fahrt: Wir waren auf einem Kreuzfahrtschiff gelandet, legen morgen früh in Haifa/Israel an, dort wird eine Tagestour nach Jerusalem angeboten, legen abends wieder ab und laufen am Dienstag morgen in Limassol/Zypern ein.............aha.............

    Ein Tag Pause zwischen zwei Ländern auf dem Schiff würde uns guttun. Für 30 DM ohne Stempel im Pass nach Jerusalem zu kommen ist verführerisch. War eigentlich keine Frage für was wir uns entschieden...

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Kurztrip durch Israel

    Montag morgen um 8.30 hatten wir unsere Tourtickets für die englische Gruppe gebucht und stellten uns zur Passkontrolle an. Die israelische Zollbeamtin fand mein Pakistanvisum und dann ging die Fragerei los. Was ich den in Pakistan will, ob der Besuch in Syrien politisch korrekt war.....ich will doch nur auf dem Landweg nach Indien und für einen Tag nach Jerusalem......Håkan wurde natürlich mal wieder nicht so gefilzt.....Besuch gestattet.

    Im Bus sassen wir im hinteren Bereich bei der holländischen Gruppe. Deren Guide fing schon vor Abfahrt zu erzählen an, hörte sich fundiert und interessant an....den 30 % nach zu urteilen, die ich verstand. Der englische Guide war eine Katastrophe. Er gab nur Partysmalltalk von sich. Anscheinend meinte er, Stimmung machen zu müssen. Es war nicht zum aushalten. An einer Elvisraststätte wechselten wir zur deutschen Tourgruppe. Der war um einiges besser.

    Die Fahrt nach Jerusalem war beeindruckend. Kulturschock. So viel grün wieder zu sehen. Gras, Orangenplantagen, Kiefernwälder auf den judäischen Hügeln, die Häuser sehen gepflegt aus, mit Gärten drumrum, sind fertiggebaut und nicht schon vor Fertigstellung halb eingefallen .... es war eine Augenweide im wahrsten Sinne des Wortes.

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Jerusalem

    Wir kamen durchs Regierungsviertel in die Stadt. Vorbei an der Knesset, wo so viel politischer Mist produziert wird. Vor dem Tor am armenischen Viertel der Altstadt hielten wir. 2 h Führung durch die Abendmahlskirche (mit ihren über und untereinandergebauten Moschee, Synagoge, Kirche...), zum Cardo, zur Klagemauer. Aufgrund der politischen Spannungen waren nur wenige Touristengruppen in der Stadt, die Geschäfte gehen schlecht.

    Zur Klagemauer. Um hinunter an den Platz zu kommen, muss man durch eine Magnettüre. Nach 5 piepsenden Leuten unserer Gruppe wurde es den Polizisten zu dumm und sie liessen die restlichen 20 aussenrum vorbei....soviel zum Security check im Herzen Jerusalems. Und die Israelis hätten einen wirklichen Grund, Sicherheit ernst zu nehmen.... 12 min Pause an der Klagemauer. Als ich an der Frauenseite stand, wurde mir eines glasklar. Es ist völlig unwichtig, was wir Menschen so treiben. Ob sich Israelis und Palestinenser streiten, ob Irak mehr oder weniger drangsaliert wird, ob Friedensverträge geschlossen oder gebrochen werden.....am Ende bleibt doch immer nur Gott. Die Welt wird sich durch nichts was wir dummen Menschen treiben aus der Rotation bringen lassen. Wenn wir uns gegenseitig drangsalieren müssen auch wir die Konsequenzen aushalten. Ich wurde zum ersten Mal seit langer Zeit innerlich ruhig....... :-))

    Weiter gings durch´s moslemische Viertel (Bazar geschlossen wegen Hadji, moslemischer Feiertag) zu einem Shop: Tourgruppe rein, Türe zu.....wie bitte???? Håkan, ich und noch 2 andere gingen erst gar nicht hinein. Was sollen wir auch da drin? Ich ging in eine Kirche in der Nähe. Orgelmusik wurde gespielt.....Kontemplation und kein Kommerz. Nach ½ (!) h gingen wir weiter zur Kreuzigungskirche. Golgatha ist besetzt von den verschiedenen christlichen Kirchen der Welt. Die 11. Station für die Kopten und Mosaiken, die 12. Station für die Orthodoxen und Öllampen... jede beansprucht heiligen Boden für sich. Die Führung kam mir vor wie im Museeum. Tourgruppen wurden die einzelnen Ecken in Überlautstärke erklärt...wir waren im definitiv falschen Film. Vorbei am Salbungsstein zur Grabhöhle, die echte von Josef von Arimathäa liegt angeblich ein paar Meter weiter am Rand, eine dunkle rauchige Nische mit brennendem Feuer.... Weitersausen durch noch mehr geschlossenen Bazar zum Davidtor, in den Bus und ab zum Aussichtspunkt. Blick über die Altstadt und Gezemane. Das dazugehörige Restaurant ist mangels Besuchern seit 4 Monaten geschlossen. Nach Bethlehem konnten wir leider nicht, die Grenze war dicht, so sahen wir die Stadt nur von Weitem.

    Zurück durch die Hügel und Tel Aviv hinunter nach Cäsarea. 5 Minuten Stop am Strand und dem Aquädukt fürs Foto. Die Sonne steht schon tief.

    Weiter nach Haifa zu einer Diamantschleiferei. 5 min Führung, 55 min Zeit für den Show room....shoppen.....!!!!?

    Es ist dunkel draussen. Wir fahren nach Haifa hinein und hinauf auf einen Aussichtspunkt des Karmel (Berg). Die Stadt mit ihrer Bucht glitzert richtig schön. Auf dem Weg zum Hafen klärt uns unser Guide noch über die wirkliche politische Situation in Israel auf.(wir hatten schon den ganzen Tag darauf gewartet). Die Israelis hätten überall so viele Feinde, wollen eigentlich nichts als Frieden, werden immer zu für sie ungünstige Kompromisse gedrängt, haben Sinai an Ägypten abgeben müssen.... irgendwie haben wir das alles genau andersrum in Ägypten, Jordanien, Syrien gehört..... die Wahrheit wird wohl ewig verborgen bleiben (wenn es sie überhaupt gibt).

    Am Duty Free Shop vorbeigeschleust zurück aufs Schiff. Håkan und ich flüchten in die Kabine. Ruhe. Unsere eigene Geschwindigkeit wieder finden.

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Resumee

    Ich war so aufgeregt, in Jerusalem zu stehen...und es hat sich entmystifiziert. Anstatt dass die vielen verschiedenen Glaubensgemeinschaften (einschliesslich der Moslems) diesen Ort in Feierlichkeit ehren, streiten sie neidig um jeden m² der Altstadt. Die russisch Orthodoxen bekamen bauten sogar goldene Kuppeln neben Getsemane, wohl als Kontrast zur goldenen Kuppel des Felsendoms. Wie soll irgendjemand auf der Welt eine Kirche da noch ernst nehmen? Eine Stadt mit so langer dichter Geschichte....für mich ist es der unspirituellste Ort an dem ich je war. Für den ersten Eindruck war diese Tagestour gut. Ich hab nicht das Gefühl, auf unserer Reise Israel verpasst zu haben. Håkan und ich werden auf alle Fälle irgendwann mit viel Zeit nochmal hierher reisen und das Land wirklich entdecken. Was immer dann auch dabei rauskommt.

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Über Touren

    Håkan und ich sind definitiv nicht für Pauschaltouren gemacht. Interessante Dinge wie historische Stätten wurden im Eiltempo abgehakt. Dafür verschwendeten wir Zeit in überflüssigen Shops! (die Schiffahrtslinie bekommt Commission dafür!) Wir wären lieber noch zum See Genezareth gefahren oder wo anders hin. Einem von anderen gemachten Zeitplan hinterher hecheln engt mich einfach zu sehr ein.

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Kulturschock Europa

    Nochmal eine Nacht in bequemen Betten schlafen, warme Duschen, flauschige Handtücher geniessen. Am Dienstag morgen versuchte ich mich mit Händen und Füssen zu sträuben aber es half nichts. Unser Teil der Kreuzfahrt war zu Ende. Wir mussten aussteigen....und stiegen aus in den positivsten Kulturschock meines Lebens....Zypern.

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Zypern

    Seit dem 6.3 morgens sind wir hier. Morgen geht unser Schiff nach Rhodos. Von dort hoffen wir direkten Anschluss in die Türkei und dann nach Istanbul zu bekommen. Wie wir die letzten 2 Wochen hier auf der Insel verbrachten schreibe ich Euch von Istanbul aus. Ich sass nun 4 h am Computer und kann einfach nicht mehr. Ausserdem müssen wir noch Wäsche abholen, Proviant einkaufen, entwickelte Fotos holen .....und für heute war es Information für Euch genug....;-)

    Drückt uns alle ganz fest die Daumen, dass wie zügig ein Iranvisum bekommen!!!!!
Viel Vergnügen beim Lesen und liebe Grüsse für heute von
BETTINA

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(C) 2000-2002, Bettina Schmitz & Håkan Hjelmström