Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Travelupdate Alexandria

Luxor
Assuan - Speedsightseeing in 2½ Tagen
Ein Denkmal für Nubien
Noch etwas positives
Wieder in Kairo
Besuch aus Schweden
Innenansichten über Ägypten
Vom Nildelta zum Sinai
St. Catherine
Dahab
Die Suche nach einem Schiff beginnt
Hier noch ein Artikel aus der SZ online

From: 
Date: 
Subject: 
"Bettina Schmitz" <->
Thu, 8 Mar 2001 13:33:59 +0200
Travelupdate Alexandria

Hallo alle zusammen!

    Hier die aktuellen Nachrichten von den beiden Zugvögeln aus Germering/Tibro.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Luxor

    Endlich waren wir wirklich in der Wärme.... Nach den ersten zwei Nächten zogen wir um in ein ruhigeres Hotel. Das erste war zwar sehr gemütlich, hatte aber Wände aus Papier (nach der Geräuschdurchlässigkeit zu urteilen). Das zweite lag in einer ruhigen Nebenstrasse. War das selbe, in dem ich vor 8 Jahren wohnte. Freitags wurde die Gasse unter unserem Balkon zum Freitagsgebet mit grünen Matten ausgelegt. 150 Männer lauschten dem Imman. Der Lautsprecher einer Moschee in der Nähe war am nächsten Häuserblock in unserer Fensterhöhe angebracht. 6x am Tag Gesinge ist ja nicht weiter tragisch (in Ägypten gibt es 6 anstatt 5 Gebetsstunden). Nur traf "unser" Muezin absolut keine richtigen Töne, leierte in Überlautstärke aus kratzendem Mikrofon direkt in unser Ohr (Freitag Mittag 1 ½ Stunden lang). Es tat körperlich weh, ihn anhören zu müssen.

Wir schauten uns an:

  • Karnak Tempel  beeindruckende Säulenhalle, Massen von japanischen und deutschen Tourgruppen. Hitze.
  • Luxor Tempel bei Nacht  Die Tempel auf der Luxor Seite haben alle bis 21 Uhr geöffnet. Sie werden mit vielen Lampen angestrahlt. Sieht einiges imposanter aus als bei Tageslicht. Durch die angestrahlte Sphinx Allee zu spazieren, Hyroglyphen und Freskos scheinen im Phantasielicht...schön wars.
  • Theben  Einen Tag lang fuhren wir auf die gegenüberliegende Nilseite, ohne Radl, ohne Taxi. Eigentlich ist diese Seite schöner als die Grossstadt Luxor. Felder, Palmen, die Berge mit den Gräbern, gute Luft und Weite. Da Touristen das doppelte des normalen Fährpreises zahlen und alle möglichen Guides uns alle möglichen Dienste andrehen wollten, entschieden wir, nur einmal hinüberzufahren.
  • Ramesseum  Säulenhallen, und ein umgestürzter halber Ramseskoloss. Der war etwas grössenwahnsinnig.
  • Tombs of the Nobles  Mit den Darstellungen über das tägliche Leben im alten Ägypten, Freskos von Musikern, Handwerkern, Sklaven- und Handelskaravanen aus Schwarzafrike, finde ich diese viel interessanter als die Königsgräber (dort finden sich hauptsächlich Darstellungen irgendwelcher Rituale einer längst ausgestorbenen Religion) In einer ägyptischen Zeitung stand vorgestern ein Bericht über die Nobel-gräber. Sie liegen in einem Hügel unter einem alten Dorf. Die Dorfbewohner benutzen die schon ausgegrabenen Eingänge als Mülllöcher, buddeln in noch Ungeöffneten herum, belästigen Touristen, stehlen. Was sie finden, wird verkauft (z.B. auch Mumien und Mumienteile). Nun diskutiert das ägyptische Ministerium für Tourismus und Antiquitäten (zuständig für Ausgrabungen), wie sie das Dorf räumen und die Gräber schützen können. Alle bisherigen Umsiedlungsversuche der Dorfbewohner schlugen fehl...
  • Tal der Königinnen  Wir waren in drei Gräbern. Sind eine verkleinerte Ausgabe der Königsgräber und mit religiösen Szenen geschmückt. Nicht so imposant aber schön gelegen. Nur darf man leider nicht auf die umliegenden Berge steigen...Touristpolice riegelt alles ab.
  • Habu-Tempel  Er ist der beeindruckendste Tempel in Theben (finden wir jedenfalls). Die Anlage ist fast komplett erhalten. Drei grosse Innenhöfe. Sanctuarium mit erhaltener Decke.
  • Memmnon Kolossi  Im Abendlicht bekommen sie eine dunkelgelbe Farbe, wunderschöner Kontrast zu den grünen Reisfeldern drumherum. Zum Glück stiegen heute keine Heissluftballons hier auf. Seit ein paar Jahren kann man Ballonfahrten über dem Nil buchen. Tourismus perversi.

    So, dies alles sahen wir innerhalb 5 Stunden. Für uns der Turbo-Sightseeing-Tag. Hatshepsuttempel (dort erinnert nicht mal eine Gedenktafel an das Massaker vor 3 Jahren!) und Königsgräber liessen wir aus. Ich sah sie vor 8 Jahren und Håkan hat´s nicht so interessiert . Die übrigen Dinge lagen im Radius von ca. 4 km, also gut zu Fuss erreichbar. An der ersten Strassenkreuzung vor den Bergen gibt es nun ein Ticketoffice. Will man alle Gräber und Tempel ansehen löhnt man ca. 400 DM. (z.B. Nofretetegrab 60 DM, Tut ench Amun Grab 50 DM, 3 Königsgräber 30DM usw). Ohne unsere Studentenausweise hätten wir uns nur die Hälfte angesehen.

  • Tagesausflug nach Edfu  Einen Tag fuhren wir mit dem Bus die ca. 100 km zum Horustempel. Er ist der am komplettesten erhaltene Tempel in Ägypten. Alle Innenhöfe, Räume, Treppen, Nilometer, Säulenhallen waren komplett erhalten und wurden wieder aufgestellt. Imposant. Die Heimfahrt war dann noch besser. Wir schafften es, der Touristpolice auszukommen und fuhren 3. Klasse mit dem Lokalzug zurück nach Luxor. Yeah!!!
  • Über Luxor  Die Stadt hatte am Schluss ein entspannendes Grossstadtfeeling. Die Polizei folgte uns nicht mehr auf Schritt und Tritt. Die Händler waren erträglich. Nur vermisse ich immer einen gemütlichen Bummel über all die Märkte und Strassen. Waren ansehen heisst, man will sie kaufen...
Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Assuan - Speedsightseeing in 2½ Tagen

    Mit dem Bus fuhren wir dann in den Süden nach Assuan. Trafen dort einen Reisespezl aus El Qasr wieder.

  • Westufer  Einen Tag fuhren wir (zum 4fachen Preis natürlich) mit der Fähre ans Westufer. Sahen uns die Herzogsgräber an. Wanderten entlang der Sandberge zum alten Simeonkloster (sieht mehr wie eine Wüstenfestung aus einem alten Abenteuerfilm aus). Wir schwitzten und schnauften so sehr, dass es uns im nachhinein ein Rätsel ist, wie wir jemals die Berge in der Dakhla Oase hinaufgekommen sind. Am Agha Khan Mausoleum gingen wir hinunter zum Nil und an seinem Ufer entlang zurück zur Bootsanlegestelle. Auf dem Sandpfad dorthin trafen wir drei Deutsche. Sie fragten uns, wielange denn unser Feluka-Segler auf uns wartet (waren dann ganz verdutzt, dass man hier auch mit dem öffentlichen Boot fahren kann). Es ist immer wieder erstaunlich, dass es noch so viele Touris gibt, die sich ausserhalb von gemieteten oder gebuchten Verkehrsmitteln keine Transportmöglichkeiten vorstellen können.
  • High Dam und Philae Island  Am nächsten Tag mieteten wir uns dann auch ein Taxi. Zu dritt fuhren wir zum Assuan-Staudamm und liessen uns am Bootssteg vom Isistempel auf Philae-Island absetzen. Mit dem Boot dann hinüber auf die Insel. Der Isistempel ist kleiner als Edfu, liegt aber wunderschön umgeben vom aufgestauten Nil zwischen erstem und zweitem Katarakt. Wir verbrachten 1½ h dort und dann kams....zuerst war unser Bootsfahrer sauer. Er wartete auf uns und verpasste dadurch das grosse Geschäft mit den abendlich ankommenden Reisegruppen (obwohl wir anfangs sagten wir brauchen länger als 1 h), dann meinte eine deutsche Touristin wir müssen ihm deswegen Bakshish zahlen (ist das unser Problem?). Wieder an Land planten wir, die 5 km nach Assuan zu Fuss zu gehen....schöner Traum. Der Weg durch das Dorf zur Haupstrasse (ca. 1 km) ist für Touristen verboten. Angeblich aus Sicherheitsgründen. Also wollten wir die gut ausgebaute und von vielen Polizisten bewachte Touribusstrasse nehmen (ca. 3 km um einen Hügel herum)...nach 50 m sprang ein Zivilpolizist auf uns zu, versperrte uns den Weg, fuchtelte mit seiner Pistole herum und sagte, wir MÜSSEN ein Taxi nehmen. Nicht mit uns. Wir hatten so die Schnauze von diesem Touripolizeigehabe voll, dass wir klar sagten: Wir wollen zu Fuss gehen, nehmen kein Taxi (warum sollen wir gegen unseren Willen Geld bezahlen in einem angeblich freien Land!?) und setzten uns demonstrativ in einen kleinen Garten neben der Anlegestelle. Während der nächsten halben Stunde kamen wechselweise Taxifahrer und Zivilpolizisten vorbei um uns zu fragen, ob wir denn nun mit einem Taxi fahren würden...was wir ignorierend lächelnd verneinten. Wir hatten uns drauf eingestellt, bis zum Ende der Tempelöffnungszeit zu warten. Sie können uns ja schlecht hier übernachten lassen. Auf jeden Fall fing einer der Polizisten mit einem Taxler Preis verhandeln an. Anscheinend wurden sie unsicher, was wir denn vorhatten... für ca. die Hälfte des normalen Touripreises fuhren wir dann zurück nach Assuan...

    Uns stellte sich einmal mehr die Frage: wurde die Touristenpolizei nach dem Massaker am Hatshepsuttempel '97 eingerichtet um die Touristen vor Fundamentalisten zu schützen oder um die Einheimischen vorm Kontakt mit Ausländern zu bewahren.

    Zu diesem Thema stand übrigens ein interessanter Artikel in der ägyptischen Wochenzeitung Al Ahram: Die Journalistin schrieb über die Ägyptenreise von Florence Nightingale vor 150 Jahren. Sie verglich die damalige Reise-geschwindigkeit mit den heutigen "Nil-Tal-in-10- Tagen-all-inclusive" Speed-travel. Die Ironie dabei ist: Håkan und ich haben viel Zeit, lassen uns Zeit, möchten das wirkliche Leben in Ägypten kennenlernen... aber wir dürfen nicht. Versuchen wir nur 10 cm von den üblichen Touribahnen abzuweichen, kommt ein Polizist sagt "hier dürft ihr nicht hingehen, damit ihr euch auch sicher fühlt". Was für einen Eindruck haben die Ägypter eigentlich von ihrem Land? Voller Terroristen?

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Ein Denkmal für Nubien

    An diesem Abend besuchte ich dann noch das Nubia-Museum. Es ist seit ca. 1 Jahr geöffnet und grandios!!!!!! Es beschreibt übersichtlich und fundiert die Geschichte dieses Landstrichs von den ersten Menschen bis zur Fertigstellung des Assuan-Staudamms. Den vertriebenen Menschen in Nubien (dem Landstich südlich des High-Dam bis zum Sudan), ihrer Kultur und all den im Wasser versunkenen Monumenten (die meisten von ihnen wurden unwiederbringlich zerstört) wurde endlich ein würdiges Denkmal gesetzt. Durch den Assuan-Stausee wurde jahrtausendealte Geschichte vernichtet. Seit seiner Existenz überschwemmt zwar der Nil nicht mehr die Felder und Dörfer, der fruchtbare Schlamm gelangt allerdings auch nicht mehr ins Niltal. Kunstdünger ist teuer und hat negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Folgen sind u.a. Versalzen des Bodens und zunehmende Rinderunfruchtbarkeit.... Ja und unser genialer Reiseführer schreibt über die vertriebenen Krokodile: It is fortunate that today these 900 kg creatures can no longer reach the major part of Egypt....wie war das mit dem ökologischen Gleichgewicht und Aussterben gefährdeter Tierarten.....?

Beschaulicher Ausklang auf Elephantine Island  Den kommenden Tag verbrachten wir dann auf der Elephantine-Insel. Unter Palmen sitzend den Nil und die vorbeiziehenden Feluken betrachten... genussvolle Ruhe.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Noch etwas positives

    Im Soukh lernten wir einen Händler näher kennen. Er ist Kopte, arbeitet im Krankenhaus als Lagerchef und abends betreibt er einen Souvenirstand. Er erzählte uns vom Leben unter den Moslems, vom "keinem trauen können", hat sein Warenangebot zu Gunsten der guten Beziehungen mit den Nachbargeschäften geändert. Und er erzählte uns viel vom christlichen Ägypten. Da die heilige Familie lt. seiner Aussage 6 Monate an verschiedenen Stellen im Niltal verbrachte, entstanden überall Pilgerorte und Klöster. Er hatte einen einfachen, an Wunder und Erscheinungen glaubend, bei allen Geschehnissen in seinem Leben Gott trauenden Glauben. Für mich, die ständig hinterfragt, war diese Begegnung seltsam. Håkan fand ihn eh aus einer anderen Welt... was er faktisch auch ist.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Wieder in Kairo

    Wir nahmen den Nachtzug Assuan-Kairo, 12 h, bequeme 2. Klasse. Eigentlich wollten wir nur 3 Tage bleiben und dann zum Sinai flüchten. Aus 3 wurden 8 Tage. Wir hatten unser Restaurant, Supermarkt, Bäckerei, Eisdiele, Kuchengeschäft, Metrolinie, Hotel... Håkan konnte arbeiten und ich hatte Zeit in die Oper zu gehen. Endlich mal nicht ständig organisieren müssen wo essen wir, wo schlafen wir...

Visas 2. Versuch  Das Visum für Iran hier zu bekommen ist aussichtslos, das für Saudi Arabien dadurch höchst unwahrscheinlich. Nach 2 Tagen Botschaften rausfinden und abklopfen beschlossen wir, einfach mit dem Schiff über Zypern zurück in die Türkei zu fahren... Wir nehmen den üblichen Landweg Türkei-Iran-...

Einige Aktivitäten  Wir sahen uns SAKKARA an. Die berühmte Stufenpyramide fällt wg. steigendem Grundwasserspiegel bald zusammen. Bis auf zwei Gräber sind alle für Besucher geschlossen. In einem Bereich wird fleissig ausgegraben (vor 10 Tagen wurde erst wieder ein neues Grab aus der prä-Dynastie-Zeit entdeckt)

Kultur  Einen Abend sahen wir uns Derwischtanz und ägyptische Volksmusik in einem nicht mehr benutzten Mausoleum an. 18.30 war die Ausgabe der Freikarten....20.00 gings endlich los....und wir hatten sooo Hunger. Die Ägypter haben ein generelles Problem mit Lautstärke. Das Mausoleum war klein genug, mit dem Schall von 20 Musikern ausgefüllt zu werden....trotzdem wurde Musik und Gesang per Mikrophon in Überlautstärke übertragen...oh meine Ohren....:-/ Von der Aufführung der Kulturgruppe war ich mir nicht sicher, was authentisch und was Show war...

    Den nächsten Abend ging ich in die Oper...endlich. Schon vor 8 Jahren nahm ich mir vor, einmal im Leben in die Cairoer Oper zu gehen. Es wurde ein dreiteiliges Ballet gegeben. Hamlet von Shostakovitch (hab von der getanzten Geschichte nichts verstanden...in der Zeitung wurde die Choreographie zerrissen). Danses Qu´on Croise von Brahms (wunderschön und mitreissend). Lokariana von B.Marquina (Geschichte einer Spanierin, die den Tod ihres Geliebten nicht verkraftet und am Ende Selbstmord begeht.....seltsame "spanische" Choreographie mit viel Handgewedel). Das Opernhaus war halb gefüllt, Interieur erstaunlich intakt (keine kaputten Stühle und Wände wie so oft in diesem Land). Die Musiker schienen Läufe zu üben bis zum Schluss, ratschten in Pausen, standen mit eingepackten Instrumenten am Ausgang schon bevor der Vorhang fiel......war alles ein bissl anders als das erhabene Getue in Europäischen Konzerten....schön war trotzdem :-)

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Besuch aus Schweden

    Einen Abend trafen wir uns mit schwedischen Freunden vom Håkan. Sie buchten eine Woche Ägypten, mit Kurztour eine Nacht in Kairo. Völlig andere Welt. Sie übernachteten in Luxushotels, hatten volles Besichtigungsprogramm von 7 - 18 Uhr, sahen in einem Tag Dinge für die wir 5 brauchen, wurden in ein sog. Papyrosinstitut geschleppt (= Souvenirshop in denen ein Blatt bemaltes Papyros 70 DM anstatt 3 auf der Strasse kostet), bezahlten 6 DM für die Toilette im ägyptischen Museeum (weil sie mit zu grossen Scheinen bezahlten und sich beim Wechselgeld zählen durcheinander kamen).

    Håkan und ich kamen uns anschliessend sooo alt vor. In jedem neuen Land zahlen wir anfangs meist auch ein bisschen mehr. Schon allein, weil wir die Buspreise etc. nicht kennen. Generell sind wir aber so oberkritisch, dass Einheimische eher genervt sind, wenn wir minutenlang Wechselgeld zählen nur um den Überblick zu behalten und zu bekommen. Nennt man wohl erfahrene Reisende. Einerseits bewahrt es uns oft vorm abgezockt werden. Andererseits ist dann kaum ein Land mehr Abendteuer. Busse, Geld, Markt läuft überall auf der Welt nach ähnlichen Spielregeln ab...man muss sich nur genug Zeit lassen, die jeweiligen Nuancen zu beobachten und dann sich umzustellen.

    Manche von Euch schreiben mir immer wieder, dass sie meine Abenteuerlust bewundern. Ich fühle mich gar nicht im Abenteuer. Reisen über Land ohne schon organisierte Transporttickets, Hotels, Restaurants ist ständige Arbeit und kein Urlaub. Und hier in Ägypten bedeutet es psychisches Überlebenstraining. Warum wir dann so lange hier sind??? Keine Ahnung. Doch. Wir lassen uns Zeit für alles, hoffen immer noch einem richtigen Ägypten begegnen zu können (nicht nur den Korridor, den das Tourismusministerium zulässt), brauchen viele Pausen dazwischen, wollen alles ansehen was uns interessiert und dann nicht mehr das Gefühl haben, wir müssen irgendwann in dieses Land zurückkommen.....schade.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Innenansichten über Ägypten

    Einen Abend trafen wir ein ägyptisch/deutsches Pärchen. Sie ist aus Hamburg, er ist Matrose beim Militär aus Alexandria. Wollten Verwandte aus Deutschland abholen und bekamen in 15 Hotels kein gemeinsames Zimmer...weil er Ägypter ist. Immerhin sind sie verlobt und am Zusammensammeln der Heiratspapiere. Diskriminierung der eigenen Landsleute.

    Wir waren zusammen Kaffeetrinken. Hochinteressantes und zugleich sehr ernüchterndes Gespräch. Wir sprachen über unsere Erfahrungen und Eindrücke in diesem Land und lagen richtig damit:

    Erziehung/Bildung Noch vor 10 Jahren kümmerten sich die Nachbarn um einander. Wenn ein Kind auf der Strasse jemanden blöd anmachte, wurde es von Erwachsenen zurechtgewiesen, mit seinen Eltern gesprochen. Heute schaut jeder weg, nur keine Verantwortung übernehmen. (wir bekommen die Auswirkungen zu spüren, ich werde auf offener Strasse von Jugendlichen in den Arm gezwickt, Håkan angepöbelt wegen seiner langen Haaren...). Kindern werden keine Grenzen gesetzt. Eltern lachen nur oder schauen ignorierend weg. Sahen wir soo oft auf der Strasse. Dann jammern Eltern in der Zeitung, dass Internet und Fernsehen ihre Kinder verdirbt, sie zu schnell "erwachsen" werden und der Staat doch gefälligst was machen sollte.....?? Mag die antiautoritäre Erziehung sagen was sie will. Kindern Grenzen setzen ist wichtig. Sind sie einmal erwachsen, ist´s zu spät. Ägypten ist das beste Beispiel dafür.

    No future Generation Junge Leute haben wenig Zukunftsperspektiven. Ausbildung in Schulen und Universitäten ist zwar gut...anschliessend finden die wenigsten einen Job, mit dem sie genug Geld zum Leben verdienen können. Als Ingenieur irgendwo oder im Staatsdienst verdient man 100 - 180 DM pro Monat, zum Leben braucht man für 2 Personen ca. 700 DM.... Die meisten haben mindestens zwei Jobs. Es passieren Diebstähle und Raubmorde nur um Geld für eine Hochzeit zusammen zu kriegen (hier bezahlt der Bräutigam oder dessen Vater einen festgesetzten Brautpreis an das Mädchen). Jugendliche haben wenig Zukunftsperspektiven. Sind die Eltern reich genug, können einige ihre Karriere schmieren oder verlassen das Land so bald wie möglich. Die guten Techniker und Wissenschaftler sind mehrheitlich im Ausland.

    Plattform für Jugendliche. Denke ich an meine Pubertät zurück, an all die Absturzparties, durchgetanzten Nächte, endlosen Diskussionen, Lagerfeuer, nachts schwimmen etc. Ich hatte die Möglichkeit meine immense Energie und den Lebenshunger rauszulassen, das Leben auszuprobieren...und Verantwortung zu lernen, Selbstbewusstsein entwickeln. Ägypten ist offiziell ein islamisches Land. Moscheen werden überall gebaut, die Strassen mittels Lautsprecher flächendeckend 6x pro Tag zum Gebet beschallt, Gesellschaft und Sozialgefüge sind eindeutig definiert....Jugendliche haben keine legitimen Foren ihre Energie entfalten und sich selbst ausprobieren zu können. Verdeckt tun sie natürlich das gleiche wie wir im gleichen Alter (abgesehen wahrscheinlich von den politischen und sozialen Diskussionen. Aber werden diese Themen heute überhaupt noch diskutiert?) So verwundert es kaum mehr, dass sich Erwachsene aufführen wie 15 jährige, wir oft angemacht und angetatscht werden. Wie sollen auch Menschen reagieren, die Wohlstand zu Gesicht bekommen, den die meisten selbst nie erreichen werden, die wenig Freiheit in ihrer Meinungsbildung haben, die wenig Optionen in ihrem Leben haben, keine Freiheit und keine Grenzen erfahren. Wir kommen mit viel Geld, egal wie billig wir reisen und wie abgerissen wir aussehen. Können uns im Notfall ein Flugticket ins sichere Deutschland leisten oder unsere Botschaften um Hilfe bitten.

    Ein schwieriges und ernüchterndes Thema. Ich könnte Euch noch seitenlang darüber schreiben. Dies hier war zumindest ein Grobeindruck für Euch. Wen noch was bestimmtes interessiert kann mir ja einfach mailen (ein weiterer Dank an die Technik).

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Vom Nildelta zum Sinai

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

St. Catherine

    Von Cairo aus nahmen wir den Bus nach St. Catherin/Sinai. Die Pilgerherberge neben dem Kloster (wo ich das letzte Mal wohnte) wurde mittlerweile zur Luxusabsteige umgebaut und erweitert. Heute gibt es einen Ort namens St. Katherine 4 km entfernt im nächsten Quertal. Hotels Hotels Hotels. Dort wohnten wir 2 Nächte in einem sog. Camp. Billig, eng, staubig, eiskalt, wüstenkalt.

    Einen Tag stiegen wir auf den Sinai hinauf. Klares Wetter mit Sicht bis Saudi Arabien und fast bis Jordanien. Ich liebe diesen Berg. Vor Sonnenuntergang machten wir uns an den Abstieg, bevor es richtig kalt wurde und die Touristengruppen zum Sonnenuntergang hochgeschleppt wurden. Eine deutsche Gruppe, ca. 30 Personen kam uns entgegen... nicht wenige in Sommersandalen ohne Socken, dünne T-Shirts, übergewichtig schwitzend und schnaufend mit bedenklich rotem Gesicht. Ihr Tourführer schien seine Gruppe nicht besonders verantwortlich informiert zu haben ...immerhin ist der Berg ein richtiger Berg und kein Spazierhügel (22xx m hoch). Wir stiegen die Treppen hinauf und hinunter. Stille, keine Menschen, Ruhe, Einsamkeit...:-)

    Am nächsten Morgen besuchten wir dann das Kloster. 10 grosse Touristenbusse und eine Menge kleiner standen schon am vorverlegten Parkplatz. Die Kirche war voller Touristen. Sie ist soooo schön. Erinnerungen an die Osternacht 93....:-)))))

    Und ich besuchte die berühmte Bibliothek!!!!!!! Fragte einen Mönch und kam mit 2 Italienern und deren Guide hinein. Unglaublich. All diese alten wertvollen Bücher stehen in simplen blaugrauen Metallregalen, einige sind zur Ansicht in zwei Vitrinen aufgeschlagen. Vor lauter Aufregung vergass ich ganz, den Mönch zu fragen, wie weit die Restaurierung und das Scannen der Bücher fortgeschritten ist, und ob das Material auch für Laien zugänglich ist oder nur für Universitäten....wir durften noch aufs Dach der Hauptgebäudes. Abschiedsrundblick.... :-))))))))

    St. Catherine - Dahab Mit dem share-taxi dann zum roten Meer nach Dahab. Auf dem Weg dorthin passierten wir Unmengen von Check posts und einige Wüstensafaris...im Beduin camp neben der Hauptstrasse....wie spannend...und teuer, hihi.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Dahab

    Ist mittlerweile zum Familienbadeort gewachsen (kein Sammelbecken für Traveller und übergebliebene Hippies mehr ;-). Jede Menge Hotels und Camps in allen möglichen Preisklassen, Restaurants, Touragencies. Essen ist teuer und einheimische Restaurants nicht zu finden. Wir wohnten in einem Camp, super Zimmer mit Bad, weiss/blau gestrichen, Griechenlandfeeling. Das Meer vor der Haustüre.... 4x war ich beim Schnorcheln. Das erste Mal am Korallenriff vor unserem Hausstrand....die ersten paar Minuten war ich damit beschäftigt meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Vor lauter Aufregung hab ich hyperventiliert. So viele bunte Fische und Korallen.... Es war wunderschön....schwimmen, schnorcheln, Fisch essen, Sonne, Strand. Die Ägypter hier bezeichnen sich nicht als solche und sind sehr entspannt. Aus zwei geplanten Tagen wurden wieder mal vier.

    Dahab - Alex Mit dem Bus fuhren wir Dahab-Sharm el Sheikh-Suez (umsteigen)- Alexandria in einem Ruck.....völlig verrückt. Wir starteten morgens um 8.00 und kamen um 21.30 am Busbahnhof in Alex an. Erst mal was essen (gut dass es so viele Mc Donalds und KFC gibt), orientieren und dann per S-Bahn 10 Minuten in die Innenstadt. Der Busbahnhof war in unserem Reiseführer natürlich nicht beschrieben. Um 23.30 fanden wir dann endlich ein Hotel. Billig, zwei Zimmer, Bad, Loggia mit Tisch und Bänken...!!!! Wir haben wohl sehr mitleidig ausgesehen...:-) Rucksack abladen, raus, Frühstück einkaufen, heim ins Hotel, völlig kaputt fielen wir an diesem Abend ins Bett.

Next travel update Next paragraph To Index To Home page Previous travel update

Die Suche nach einem Schiff beginnt

    Am nächsten Tag fing unsere Suche nach einem Schiff nach Zypern an. Diese Geschichte und wo wir nun sind (schon wieder 10 Tage später) schreibe ich Euch aber im nächsten Travelupdate, morgen oder so. Draussen scheint die Sonne warm und wir wollen noch was unternehmen...;-)

Next travel update To bottom of page To Index To Home page Previous travel update

Hier noch ein Artikel aus der SZ online

Red Bull, Dosenfutter und Marihuana

    Backpacker zählen zur Gattung der Abenteuertouristen, sind meist im Besitz von wenig Geld und einem besorgten Muttertier am Heimatort. Der starke Adrenalintrieb lässt sie zu irrationalem Verhalten neigen (Sprünge von hohen Felsen, Tauchen in Käfigen zwecks Haifütterung). Der Backpacker hält sich...[snip]

    Von dieser Spezies sind viele unterwegs in Südafrika, wo die Rucksackreiseindustrie es verstanden hat, mit Transport- und Abenteuerangeboten alle Wünsche der Backpacker zu erfüllen. „Adventure and risk - but safety", sagt Venny und grinst. „Das ist es, was sie wollen." Venny sieht aus wie der Sänger von Aerosmith...[snip]

Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag und viel Spass beim Lesen! Bis demnächst.
BETTINA

Next travel update To Index To Home page Previous travel update
(C) 2000-2002, Bettina Schmitz & Håkan Hjelmström